Wie man eine starke Vision und Mission entwickelt – und warum das persönliche WARUM dafür wichtig ist

Heute geht es mir um zwei wichtige Grundlagen für die Ausrichtung des eigenen Business und damit des langfristigen Unternehmenserfolgs: Vision und Mission. Ich gehe der Frage nach, wie unsere eigenen Werte und unser persönliches Warum hier hineinspielen.

Mit diesem Thema beschäftigt sich auch eine neue Episode in meinem Biztopia-Podcast:

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen …“ dieser Spruch stammt von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der ihn später übrigens relativiert hat: „Es war eine pampige Antwort auf eine dusselige Frage“, sagte er Jahre später im ZEITmagazin gegenüber Giovanni die Laurenzo.

Dass Visionen wichtig sind – und zwar nicht nur in der Politik, sondern auch im Business – für große Unternehmen, aber auch Freiberufler, Selbständige und KMU, davon bin ich überzeugt.

Was aber ist überhaupt eine Vision?

Der Begriff Vision hat seinen Ursprung im Lateinischen: „visio“ bedeutet „Anblick, Erscheinung“. Der Fremdwörterduden definiert Vision ganz allgemein als: „in jemandes Vorstellung bes. auf die Zukunft entworfenes Bild“.

Eine Unternehmensvision beschreibt für mich einen wünschenswerten Zustand in der Zukunft, sie ist eine richtungweisende, positive Zukunftsvorstellung für das eigene Unternehmen.

Sie ist für uns wichtig, weil sie uns Orientierung gibt. Eine kraftvolle Vision hilft uns, Hürden zu überwinden, in schwierigen Phasen nicht den Mut zu verlieren und an Weggabelungen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Eine starke Vision zeichnet sich durch vier Dinge aus:

  • Sie beschreibt den künftigen Zustand möglichst klar und anschaulich, man kann ihn förmlich sehen, hören, vielleicht sogar riechen …
  • Sie ist glaubwürdig und hat einen klaren Realitätsbezug (ist kein Luftschloss).
  • Sie hat einen engen Bezug zu den eigenen (Unternehmens-)Werten.
  • Sie ist sehr attraktiv, motivierend und funktioniert für uns als „Leitstern“ am Horizont.

Eine klar beschriebene Vision ist die Grundlage dafür, dass man die eigene Mission formulieren kann. Auch wenn die beiden Begriffe häufig verwechselt werden, ist damit Unterschiedliches gemeint: Während die Vision das Endergebnis beschreibt, das Ziel – und daher eher statisch ist – geht es der Mission um den Zweck, den Auftrag, darum, was das Unternehmen tut.

Die Mission beantwortet uns gleich vier zentrale Fragen.

WAS wir tun,
FÜR WEN,
WIE,
und WELCHEN NUTZEN wir dadurch schaffen.

In wieweit sind Vision und Mission für die drei Rollen des Unternehmers wichtig, für Autor, Regisseur und Darsteller (mehr zu den Rollen siehe hier)?

Drehbuchautor:

Der Autor braucht die Vision, um seine Arbeit machen, sprich um planen zu können! Die Vision beschreibt für ihn das große Ziel, sie gibt die Richtung vor, die Leitplanken, innerhalb derer er planen kann, wenn er die Story des Business vorschreibt. Sie hilft ihm, langfristige und anschließend kurzfristige Ziele sowie konkrete Milestones abzuleiten.

Regisseur:

Für ihn ist die Vision die wichtigste Entscheidungsgrundlage, sie schafft einen Fokus, setzt Prioritäten, dient als Maßstab und ist die Basis für die konkrete Strategieentwicklung für sein Unternehmen. Um täglich Entscheidungen im „Jetzt“ treffen zu können, müssen wir schließlich wissen, wo wir hinwollen …

Darsteller:

In nicht so tollen Phasen gibt ihm die Vision die Kraft dranzubleiben, sie hilft durch Durststrecken hindurch. Dies setzt allerdings voraus, dass die Vision die eigenen Werte wiederspiegelt. Dann und nur dann können wir uns als Darsteller mit ihr identifizieren, wir fühlen uns auch emotional an sie gebunden.


Was unterscheidet die Vision von der Utopie? (Stichwort: BIZTOPIA)

Ich grenze beide wie folgt ab: Die Utopie ist die bestmögliche Version, ein absolut erstrebenswerter Idealzustand, der zu 100% unerreichbar ist. Sie ist eine Stufe über der Vision, die ebenfalls stark erstrebenswert, aber gerade noch im Bereich des Möglichen ist.


Wie entwickelt man nun eine starke Vision?

Wenn man längst ein eigenes Business hat, schon einige Jahre als Selbständiger, Mittelständler oder Freiberufler unterwegs ist, überrascht diese Frage womöglich – bzw. sie erscheint unnötig: Sollten wir nicht längst eine Vision haben? Und natürlich haben wir eine … zumindest irgendwie … denn genau: Es lohnt sich, die Vision regelmäßig wieder hervorzuholen, sie zu prüfen und ggf. zu schärfen.

Wenn es darum geht, das eigene Unternehmen auf den nächsten Level zu bringen, es wachsen zu lassen, dann gilt das ganz häufig auch für die eigene Vision. Das Thema ist also nicht nur eines für Gründer.

Ein Vorschlag hierzu, messe einfach einmal den Wasserstand: Wenn man dich nachts um drei weckt, hättest du deine Vision spontan parat?

Oder eine Stufe einfacher, könntest du deine Unternehmensvision jetzt schildern, während du gerade diesen Beitrag liest? Wie lautet sie?

Hast du deine Vision jetzt klar und deutlich vor Augen? Oder wirkt sie eher verschwommen? Aus welchem Jahr stammt sie? Welche Rolle spielt sie aktuell für dich? Leuchten deine Augen, wenn du jemandem davon erzählst? Fühlst du dich zu 100% dieser Vision verbunden, ihr tatsächlich committed?

Für den Fall, dass du jetzt feststellst „da ist schon noch Luft nach oben“: Dann lohnt es sich, etwas Zeit in die eigene Vision zu investieren. Meine Empfehlung: Fange dabei noch eine Stufe tiefer an, und zwar bei deinem persönlichen WARUM.

Kennst du den TedTalk von Simon Sinek, in dem er den Golden Circle beschreibt?

Die zentralen Sätze sind für mich:

“The goal is to do business with people who believe what you believe.”
“What you do simply proves what you believe.”
“People don’t buy what you do, but why you do it.”

Das WARUM ist der Funke, der das Feuer immer wieder neu entfacht. Er speist sich aus den eigenen Werten. Wichtig ist an dieser Stelle, sich die eigenen Werte wirklich klar zu machen, ebenso die Werte, für die das eigene Unternehmen steht. Beide Sets an Werten müssen nicht identisch, sollten aber auf alle Fälle kompatibel sein. Im Einklang mit den eigenen Werten zu arbeiten motiviert und gibt Kraft; konträr dazu zu arbeiten, fällt schwer, kostet viel Energie und kann im Extremfall krank machen. Das gilt übrigens nicht nur für Unternehmer und Selbständige, sondern für jeden Menschen.

Wenn wir unser persönlichen WARUM beschreiben können – und damit meine ich kein abstraktes, am Reißbrett entstandenes WARUM, sondern unser ganz persönliches WARUM, das uns als Selbständige, Inhaber, Gründer antreibt – dann fällt es den meisten Menschen vergleichsweise leicht, für ihr Business eine kraftvolle Vision und Mission zu entwerfen, die dann auch für Dritte überzeugend ist.

Vielleicht hast du schon begonnen, gedanklich deine Werte und parallel dazu die Vision und Mission deines Business zu betrachten? Dann nutze doch die Gelegenheit, und halte den aktuellen Stand einmal für dich persönlich fest. Ich habe dir ein kurzes Arbeitsblatt vorbereitet, das du kostenlos in der Biztopia Collection herunterladen kannst.

Bedenke dabei: Eine starke Vision und Mission bedeuten Strahlkraft für unser Unternehmen. Sie motivieren uns selbst, geben uns Orientierung und können wie ein Magnet genau die Menschen – Mitarbeiter ebenso wie Kunden – anziehen, die zu uns und unserem Business passen.

Damit Vision und Mission ihre Kraft entfalten können, ist es wichtig, immer wieder darüber zu sprechen, sie nach innen und nach außen sichtbar zu machen. Ein Tipp dazu:

Wenn „Biztopia“ für die Vision deines Unternehmens steht, was könnte dann ein Souvenir aus deinem persönlichen Biztopia sein? Was könntest du möglicherweise auf deinem Schreibtisch (oder an einem anderen wichtigen Ort) platzieren, das dich ab jetzt tagtäglich an deine Vision, an dein persönliches Biztopia erinnert?


Auf einen Blick: Take-Aways 

  • Die Unternehmensvision beschreibt den künftigen Idealzustand, die Mission, was das Unternehmen tut, für wen, wie und welchen Nutzen es dadurch schafft.
  • Vision und Mission sind so wichtig, weil sie uns selbst als Unternehmer Orientierung geben und uns motivieren – wir brauchen beides daher in allen unseren Rollen, als Autor, Regisseur und Darsteller gleichermaßen.
  • Wichtig ist, dass es eine enge Verbindung von Vision und Mission zu den Werten des Unternehmers gibt.
2018-05-18T17:17:29+02:00 8. September 2016|

Über die Autorin:

Nina Kreutzfeldt lebt und arbeitet als Business Coach, Beraterin und Sparringspartnerin in Hamburg. Im Biztopia-Blog sowie im gleichnamigen Podcast gibt sie regelmäßig Unternehmern, Freiberuflern und anderen Selbstständigen, die mit ihrem Business sinnvoll wachsen wollen, wertvolle Impulse.

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