Sinnvolle Jahresplanung mit dem magischen Dreisprung

Im letzten Beitrag habe ich’s schon angekündigt: Heute geht es mir um den vielleicht wichtigsten Termin des Jahres. Den haben wir mit genau einer Person: uns selbst.

Auf der Agenda steht zunächst ein großes Thema: die Jahresplanung 2017 für dein Business, also für dein Unternehmen bzw. deine Selbständigkeit oder deine Aktivitäten als Freiberufler. Wie wir gleich sehen werden, rate ich jedoch dazu, das Thema breiter zu fassen und nicht bei einem Jahr zu bleiben, sondern einen großen Blick zurück sowie nach vorn zu wagen.

Diese Sitzung nenne ich persönlich auch den „magischen Dreisprung“. Das heißt, um ganz konkret das neue Jahr 2017 sinnvoll zu planen, springen wir der Reihe nach sowohl drei Jahre zurück als auch drei Jahre nach vorn.

Insgesamt schauen wir uns als sechs Jahre oder 72 Monate an. Warum so viele? Das ist ein ordentlicher Zeitraum, in dem man Entwicklungen gut sieht – sowohl die, die schon stattgefunden haben als auch die, die man für die Zukunft skizziert. Das

„Big Picture“ oder vielmehr der „Long Film“ hat häufig mehr Strahlkraft und verleiht uns mehr Energie als der doch eher isolierte Blick auf ein einziges Jahr.

Übrigens, wenn du lieber hörst als liest: Auch dieses Mal gibt es diesen Text in leicht abgewandelter Form als Episode in meinem Biztopia-Podcast:

Meine Empfehlungen für die Vorbereitung:

  • Zeitrahmen: Der Termin ist wichtig. Und kann sehr viel Freude machen. Daher solltest du dir für ihn ordentlich Zeit nehmen – plane ruhig zwei bis drei Stunden ein, damit du keinerlei Druck hast. Vielleicht wählst du einen ruhigen Tag „zwischen den Jahren“? Oder reservierst dir einige Stunden gleich in der ersten Januarwoche, wenn der Betrieb überall noch etwas langsamer ist?
  • Teilnehmer: In der Sprache der ARD-Methode, also wenn wir Autor, Regisseur und Darsteller im eigenen Business unterscheiden (mehr dazu hier), leitet unser innerer Drehbuchautor diesen Termin. Wichtig ist aber, dass auch Darsteller und Regisseur mit am Tisch sitzen.
  • Materialien: Hast du noch irgendwelche Listen, Übersichten oder andere Unterlagen aus den Planungen für 2014, 2015 und 2016? Wenn ja, dann stelle sicher, dass sie für den Termin bereitliegen. Wenn dies das erste Mal ist, dass du dir in dieser Form Zeit für die Planung nimmst, dann erinnere dich in einem Jahr an diesen Punkt 🙂

Hast du alles beisammen? Dann schlüpfe jetzt in die Rolle des inneren Drehbuchautors und lege los …

Empfehlungen für den Termin des magischen Dreisprungs

Jetzt ist es soweit: Der „Dreisprung“ bedeutet, dass wir gedanklich im Film unseres Unternehmens spulen (und wer möchte, parallel auch sehr gern in dem des eigenen Lebens): erst drei Jahre zurück, dann drei Jahre nach vorn. Konkret schauen wir uns also die Jahre 2014, 2015 und 2016 in der Rückblende an und schreiben das Drehbuch für 2017, 2018 und 2019.

Wie gesagt, der Autor ist bei der Planung der führende, denke bitte aber stets auch an deinen inneren Darsteller und deinen Regisseur, denn die beiden dürfen künftig mit dem Drehbuch arbeiten. Gut gemacht ist es für sie sehr wertvoll, würden sie doch sonst ohne Plan ins neue Jahr taumeln …

  • Innere Haltung: Menschen sind unterschiedlich. Manche lieben es zu planen, andere müssen sich fast dazu zwingen. Gehörst du zu Ersteren, dann brauche ich nicht viel zu sagen: genieße den Termin und schaue dir an, welche der Empfehlungen zu dir passen, dann wirst du sie gern beherzigen. Bist du jedoch jemand, der „eigentlich nicht so gern plant“, dann können dich vielleicht diese Überlegungen unterstützen: Der magische Dreisprung heißt nicht umsonst „magisch“ – von ihm kann sehr viel Kraft ausgehen. Er ist die Gelegenheit, um frei und kreativ zu sein, ohne den Druck des Alltags die Gedanken erst schweifen zu lassen und dann zu sortieren, zu schärfen und auf das hin auszurichten, was einem persönlich wichtig ist – und was bezogen aufs Business in der Vision gebündelt ist. Dieser Termin irgendwann innerhalb der „unsichtbaren“ Tage zwischen den Jahren gibt uns die Gelegenheit, eine andere Perspektive einzunehmen, die Entwicklung mit etwas mehr Distanz zu betrachten … und gibt dann Raum für einen kreativen, schöpferischen Prozess!
  • Der Dreisprung als Gerüst: Überlege dir, wie du deine Überlegungen festhalten möchtest, und skizziere das Gerüst. Für den einen werden dies vielleicht schwungvolle gezeichnete Bögen auf einem DIN A3-Blatt sein, mit viel Platz für handschriftliche Notizen, für den anderen ist es eine klar strukturierte Excel-Tabelle oder eine einfache Word-Datei. Wichtig ist, dass du dich mit der Form wohlfühlst und deine Gedanken gut festhalten kannst. Wenn das Gerüst steht, gehe der Reihe nach die folgenden Leitfragen durch:
  • Leitfragen 1 – für jedes der vergangenen Jahre: Was waren für dein Business die wichtigsten Projekte, Ereignisse, Veränderungen? Gab es Wendepunkte? Was war gut? Wovon hättest du gern künftig noch mehr oder unbedingt lieber weniger? Was hast du gelernt? Welche deiner Stärken und Fähigkeiten konntest du besonders gut einsetzen, welche sind gewachsen? Blättere ruhig im Kalender bzw. schaue dir alte Aufzeichnungen durch, um das Vergangene noch einmal Revue passieren zu lassen. Beim Blick zurück bemühe dich bitte darum, das Gewesene und deine Rolle wohlwollend, fair und ehrlich zu würdigen.
  • Ganz wichtig, starte beim Blick auf die Zukunft mit deiner Vision! Wenn du sie klar und deutlich kennst, formuliere sie zu Beginn noch einmal für dich und lege dann los. Hast du dich noch nicht damit beschäftigt, erscheint sie dir eher schwammig oder hast du vielleicht plötzlich den Eindruck, dass die Vision nicht mehr passt – dann empfehle ich dir einen Abstecher hierher: Wie man eine starke Vision und Mission entwickelt – und warum das persönliche WARUM dafür wichtig ist. Eine starke Vision ist mit deinen eigenen Werten und deinem persönlichen WARUM eng verbunden. Dies ist entscheidend, denn nur wenn das Drehbuch auf eine Vision hinsteuert, die zu unserer Vision passt, kann es die positive Wirkung entfalten, die wir uns erhoffen. Erst dann identifizieren wir uns damit, es hat für uns eine persönliche Anziehungskraft. Und erst dann brennen wir dafür, es a) weiter zu schreiben und anschließend b) auch umzusetzen! Dann ist es nämlich nicht irgendein austauschbares Drehbuch „von der Stange“, sondern dein ganz persönliches für den Film deines Unternehmens!
  • Leitfragen 2 – für die künftigen Jahre: Welche Ziele ergeben sich aus deiner Vision für jedes der nächsten drei Jahre? Was brauchst du, um sie erreichen zu können? Welche internen und evtl. auch externen Ressourcen? Wen brauchst du? Passen die Stärken, Fähigkeiten und Bedürfnisse des Hauptdarstellers – also deine eigenen – und auch der anderen (wenn sie im Film vorkommen, als Solopreneur oder Freiberufler gibt es als Darsteller nur dich selbst)?
  • Zoom auf 2016/2017: Jetzt schaust du dir zwei Jahre noch genauer an – das gerade vergangene und das neu beginnende. Bildlich gesprochen schaust du den Film 2016 noch einmal an, indem du ihn deutlich langsamer spulst als im ersten Durchgang. So werden mehr Details sichtbar. Anschließend schreibst du ihn für 2017 genauer fort. Halte weitere Details und Milestones für dein Drehbuch fest.

Und danach?

  • Deine Aufzeichnungen für den gesamten Dreisprung, also alle sechs Jahre, sind wichtig. Bewahre sie an einem Ort auf, wo du schnell darauf Zugriff hast. Auch – aber nicht nur dann – wenn du in 12 Monaten zum nächsten Dreisprung ansetzt. Gemeint sind damit deine handschriftlichen Notizen, deine Skizze, die Datei in der du gearbeitet hast, sprich alles, was du erstellt hast.
  • Das Drehbuch für 2017 kommt in KEINE Schublade. Es sollte für dich jederzeit sichtbar sein. Je nachdem, wie viel Zeit du für diesen Termin hattest und wie detailliert du gern planst, lässt du es deinen inneren Drehbuchautor schon jetzt an den Regisseur übergeben oder du arbeitest es vorher speziell für 2017 bei einem Folgetermin noch weiter aus.

 

Auf einen Blick: Take-Aways

Was könntest du dir aus dem heutigen Beitrag mitnehmen? Ich denke, dies ist das Wichtigste:

  • Stelle sicher, dass du das Jahr so planst, wie es zu deiner Vision, zu deinen Werten und Bedürfnissen passt. Genieße die Planung abseits der Hektik des Alltags.
  • Kalenderjahre sind keine Inseln: Nutze daher die Gelegenheit für einen größeren Blick nach vorn – damit du auch die nächsten Schritte vor Augen hast – und zurück – um das zu würdigen, was du unternommen hast, um bis hierher zu kommen. Meine Empfehlung: Springe am besten jeweils drei Jahre vor und zurück.

 

„Nichts ist gut, außer man tut es.“ – Sicher kennst du diesen Spruch. Er ist nicht neu, aber stimmt noch immer. In dem Sinne: Am besten schaust du GLEICH JETZT in deinen Kalender und suchst einen passenden Termin. Den du dann selbstverständlich auch wahrnimmst.

Wenn du im Anschluss dafür sorgst, dass dein innerer Darsteller und dein Regisseur den Plan ernst nehmen, also das Drehbuch, das dein Autor für die nächste Staffel schreiben wird … ja, dann kannst du dem neuen Jahr 2017 entspannt und mit positiver Neugierde entgegensehen!

Alles Gute und viel Spaß dabei!

Weiterführende Materialien

Arbeitsblatt: Mein Dreisprung zur Jahresplanung
(jetzt kostenlos hier herunterladen)

2018-05-18T16:06:15+02:00 9. Dezember 2016|

Über die Autorin:

Nina Kreutzfeldt lebt und arbeitet als Business Coach, Beraterin und Sparringspartnerin in Hamburg. Im Biztopia-Blog sowie im gleichnamigen Podcast gibt sie regelmäßig Unternehmern, Freiberuflern und anderen Selbstständigen, die mit ihrem Business sinnvoll wachsen wollen, wertvolle Impulse.

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